Herzlich willkommen beim Verein für Geschichte und Landeskunde Bad Homburg v. d. Höhe!

Neuerscheinung:

Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde Bad Homburg vor der Höhe 74 (2024)

Das aktuelle Heft 74 unserer „Mitteilungen" ist nicht nur besonders umfangreich, sondern auch inhaltlich breit gefächert. Die sechs Beiträge spannen einen weiten Bogen vom 16. bis hinein ins 21. Jahrhundert, von der Kultur- und Kriminalgeschichte hin zur Wirtschaftsgeschichte, von Homburger Mikrohistorie bis zu siamesischer Exotik.


Inhalt:

  • „zu disser abschawlich schandt getzwungen[en]“ – Strafen gegen die Opfer homosexueller Übergriffe eines Schulmeisters 1582 in Homburg vor der Höhe (Chiara Siebert)
  • Schultheiß, Pfarrer, Handelsmann – Drei barocke Grabsteine in Gonzenheim (Barbara Dölemeyer)
  • Charlotte von Kalb – Hölderlins Förderin und ihr Verhältnis zum Homburger Hof (Ismene Deter)
  • „Wo allerhöchstdieselben im Schlosse absteigen“. Das Homburger Schloss im Oktober 1900 als Schauplatz und Regierungszentrale (Britta Reimann)
  • Der König im Bade. Chulalongkorn und die europäische Diätetik (Andrea Pühringer)
  • HOREX-Motorräder – Botschafter Bad Homburgs weltweit.Zum 100-jährigen Jubiläum der legendären Motorradmarke (Helmut Hujer)

Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde Bad Homburg vor der Höhe 74 (2024), 260 S., zahlreiche Abbildungen, ISBN 978-3-948441-06-7. Preis: 15,- EUR.


Erhältlich im Buchhandel oder direkt hier bei uns.

Hier berichtet die Presse:

zur Bestellung

Eine Übersicht über alle (lieferbaren und vergriffenen) Vereinspublikationen finden Sie hier:

Publikationen

Der Homburger Revolutionskalender

Mit dem Homburger Revolutionskalender wollen wir die Dynamik des Revolutionsgeschehens vor 175 Jahren anschaulich nachvollziehbar machen. Auf unserer Facebook-Seite berichten wir tagesaktuell über politische Neuigkeiten aus der Landgrafschaft Hessen-Homburg. Ebenso werden die Kalendereinträge hier fortlaufend ergänzt.

Hier berichtet die Presse:

Zum Revolutionskalender

Hessen Homburg 1622 2022

Georg Hüter, Monument Hessen-Homburg 1622 2022 (Foto: Galerie Blaszczyk)

Inspiriert durch das 400-jährige Gründungsjubiläum der Landgrafschaft Hessen-Homburg im Jahr 2022 hat der Bildhauer Georg Hüter eine Großskulptur geschaffen, die seit Februar 2023 im Kurhausgarten zu sehen ist. Die Galerie Blaszczyk hat um Spenden geworben, um die Anschaffung des Kunstwerks und seinen dauerhaften Verbleib in Bad Homburg v. d. Höhe möglich zu machen. Das ist gelungen: Insgesamt sechs private Mäzene und öffentliche Institutionen konnten gewonnen werden, so dass am 19. August 2024 der Künstler seine Arbeit offiziell in den Besitz der Stadt Bad Homburg übergeben hat.

Oberbürgermeister Alexander W. Hetjes zeigte sich dankbar und beeindruckt: „Dass dieses Erinnerungszeichen an unsere Geschichte aus privater Initiative heraus und durch überwiegend private Mittel finanziert werden konnte, ist ein eindrucksvoller Beweis für die aktive Bürgergesellschaft, die wir in unserer Stadt haben.“ Der Galerist Michael Blaszczyk bedankte sich stellvertretend für alle Spenderinnen und Spender besonders bei Landrat Ulrich Krebs, der ein Förderung des Projektes durch Mittel der Taunus Sparkasse und der Nassauischen Sparkasse ermöglicht hatte. Dieser gab den Dank weiter: „Wenn die öffentliche Hand durch ihre Unterstützung einen Impuls geben konnte, freut mich das sehr. Der größte Dank geht aber an die privaten Spenderinnen und Spender, die sich durch ihr Engagement zu Kunst und Kultur im öffentlichen Raum bekennen.“

Für den Verein für Geschichte und Landeskunde Bad Homburg v. d. Höhe, der das Projekt von Anfang an begleitet hat, übernahm der Vorsitzende Gregor Maier eine kurze Einordnung der Skulptur in die bestehende Bad Homburger Denkmal-Landschaft, in die sich das „Monument Hessen-Homburg 1622 2022“ einerseits einordnet, andererseits neue inhaltliche Akzente für die Vergegenwärtigung und Aneignung von Geschichte setzt.


Zum Künstler: Der 1948 in Seligenstadt geborene Georg Hüter erhielt nach seiner Steinbildhauerlehre beim Wiederaufbau des Schlosses Johannisburg in Aschaffenburg den Meister-Abschluss. 1973–1978 absolvierte er sein Studium der Bildhauerei bei Prof. Michael Croissant an der Städelschule, der staatlichen Hochschule für bildende Künste in Frankfurt am Main. Seit 1976 zeigte er regelmäßig Ausstellungen seiner Werke im In- und Ausland, so auch in Italien, Belgien, den Niederlanden, in der Schweiz und in Großbritannien. Neben seiner Atelierarbeit hatte er Lehraufträge in der Architekturabteilung an der Technischen Universität Braunschweig, an der Hochschule Hildesheim am Lehrstuhl für plastisches Gestalten und an der Hochschule für Gestaltung Offenbach für freie Bildhauerei. Von 1989–1999 war er Leiter der Fachschule für Steinbildhauer in Aschaffenburg. Werke in öffentlichen Sammlungen bzw. im städtisch-öffentlichen Raum finden sich beispielsweise in Aschaffenburg, Frankfurt am Main, Marburg, Großostheim, Würzburg und Schramberg – sowie jetzt in Bad Homburg.


Im Katalog der Galerie Blaszczyk zum Projekt charakterisiert der Kunsthistoriker Dr. Friedhelm Häring das Denkmal folgendermaßen:

Die liegende Säule weist wie eine Messlatte für Raum und Zeit in die historische Dimension der Abläufe eines Stammbaums, die wehrhafte steht für absolutistische Macht, die leichtere, freundliche für den Fortgang und das Erlöschen des Geschlechts Hessen-Homburg.

Die Dreiergruppe steht nicht erhöht. Der Betrachter darf dazwischen stehen, die Aufstellung bestätigt, dass andere Zeiten, bürgerliche Zeiten, angebrochen sind, man nähert sich ihr, steht zwischen den Säulen, gesellt sich zu ihr.

Georg Hüters Arbeiten bestehen aus Lava, das durch Vulkanismus eruptiertes, flüssiges auf die Erde ausgetretenes Magma. Bei einem verzögerten Erkalten der glühenden Masse entstehen, senkrecht zur Abkühlfläche, durch das Zusammenziehen die beschriebenen meterlangen sechseckigen Basaltsäulen, die beieinander stehen wie Orgelpfeifen. Daraus schafft der Künstler seine Skulpturen mit großem Kraftaufwand, bearbeitet sie zu Atlanten, die den Himmel tragen. Als Einzelwesen, besitzen sie eine magische Aura von unmittelbarem Zauber. Sie verbinden Erdgeschichte mit dem künstlerischen Tun.

Jeder Stein stellt dem Künstler seine Aufgabe. Er hört in den Stein hinein, sieht in seiner schrundigen Haut dessen lebendiges Gesicht und weckt aus diesem Dialog die Stellen, an denen er eingreifen, an denen er das Geschenk des Steines, seinen Charakter, freilegen darf, in deren dunklem Glanz wir uns erkennen können.

[...] In seinem dreigliedrigen Kunstwerk nimmt Georg Hüter jeden Einzelnen in den Wert seiner Betrachtung auf. Er gemahnt und erinnert, dass wir in der Sterblichkeit unsere Schicksale teilen. [...]

Das Monument für Hessen-Homburg von Georg Hüter besitzt demokratisches Selbstverständnis, eindringliche formale Ausdruckskraft. Es lädt zur Öffentlichkeit in der Begegnung ein und vertieft nachhaltig das liberale Bewusstsein unserer Gesellschaft durch seine übergreifende unverstellt klare Sprache.

Landrat Ulrich Krebs, Galerist Michael Blaszczyk, Künstler Georg Hüter und Oberbürgermeister Alexander Hetjes bei der Übergabe der Skulptur durch den Künstler an die Stadt Bad Homburg v. d. Höhe. (Foto: Stadt Bad Homburg)

Hier berichtet die Presse:

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    Georg Hüter, Auf der Suche nach dem Prinzen von Homburg

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    Georg Hüter, Studie zum Hessen-Homburg-Denkmal

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    Georg Hüter, Studie zum Hessen-Homburg-Denkmal

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    Aufstellung im Kurhausgarten, Februar 2023

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    Aufstellung im Kurhausgarten, Februar 2023

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    Aufstellung im Kurhausgarten, Februar 2023

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aus aktuellem Anlass:

Wer war Otto Rahn?

In ihrer Sitzung am 16. Mai 2024 hat die Bad Homburger Stadtverordnetenversammlung beschlossen, die "Otto-Rahn-Hütte" im Hardtwald umzubenennen. Sie soll künftig "Schutzhütte am Hubertuspfad" heißen.


Über die Debatte in der Stadtverordnetenversammlung berichtet hier die Frankfurter Rundschau vom 24.05.2024: Namensgeber mit dunkler Vergangenheit.


Auf die Biographie des "Hardtwaldvaters" Otto Rahn - nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen ariosophischen Ideologen und SS-Offizier (1904-1939) - hatte Gregor Maier 2022 in seiner Zeitungskolumne "Tief im Taunus" aufmerksam gemacht. Aus aktuellem Anlass stellen wir hier den Text "Hardtwaldvater mit dunkler Vergangenheit" (Taunus Zeitung, 9.12.2022) gerne nochmals zur Verfügung.


(Foto: Stadtarchiv Bad Homburg v. d. Höhe)

„Hardtwaldvater“ mit dunkler Vergangenheit

Taunus-Zeitung, 9. Dezember 2022

Ein treuer Leser dieser Kolumne hat mich unlängst gefragt, welche Persönlichkeit sich denn hinter dem Namen „Otto-Rahn-Hütte“ verbirgt. Ich muss gestehen, dass mir diese Hütte völlig unbekannt war und ich sie zuerst einmal suchen musste. Sie steht m Hardtwald am dortigen Spielplatz kurz hinter dem Hardtwald-Hotel und bietet Wanderern und Spielplatzbesuchern willkommenen Schutz vor der Witterung.

Wer also war Otto Rahn? Eine kurze Recherche im Stadtarchiv Bad Homburg und im Kreisar­chiv des Hochtaunuskreises bringt die erwünschte Antwort: Otto Rahn war der „Hardtwaldva­ter“. So jedenfalls wird er regelmäßig in Zeitungsmeldungen der 1950er und 1960er Jahre beti­telt – bis hin zur Traueranzeige, die der Kur- und Verkehrsverein bei seinem Tod 1969 schalten ließ. Rahn gehörte zu dessen Gründungsvätern, als es 1946 darum ging, den traditionsreichen einstigen „Verschönerungsverein“ wiederzubeleben. Seit der Wiedergründung war Otto Rahn zwölf Jahre lang Schatzmeister des Kur- und Verkehrsvereins; sein besonderes Augenmerk galt aber dem Hardtwald: Er kümmerte sich um die Beseitigung von Kriegsschäden, um die Pflege der Wander- und Spazierwege und um die Ausstattung mit Ruhebänken, Schutzhütten und Spielplätzen. Es lag daher nahe, dass der Kur- und Verkehrsverein eine 1966 neu errichtete Hütte zum 87. Geburtstag des Hardtwaldvaters feierlich „Otto-Rahn-Hütte“ taufte.

Die Arbeit als „Hardtwaldvater“ war gewissermaßen die Krönung eines vielseitig engagierten Lebens. Otto Rahn, geboren 1879 in Aschaffenburg und aufgewachsen in Frankfurt, gehörte schon als junger Mann zu den Gründervätern des 1. FC Bockenheim, einem Vorgänger von Rot-Weiß Frankfurt, dessen Ehrenmitglied er später wurde. In den 1920er Jahren lebte er in Köppern, wo er Kassenvorsteher der Nervenheilanstalt war. Dort saß er im Gemeinderat, und auch unter der Gründungsurkunde der Freiwilligen Feuerwehr findet sich sein Namenszug. Und als er 1926 nach Bad Homburg umgezogen war, engagierte er sich sogleich im katholischen Kirchenvorstand, dem er 22 Jahre lang angehörte.

Auch problematische Aspekte finden sich in der Biographie von Otto Rahn. Der Weltkriegsve­teran gehörte der Bad Homburger „Stahlhelm“-Ortsgruppe an, also dem hiesigen Ableger einer paramilitärischen, völkisch-nationalen und offen republikfeindlichen Organisation. Im Sommer 1933 stieg er zum Ortsgruppenführer auf. Als solcher hatte er die Aufgabe, die Gleichschaltung des Stahlhelms, konkret: dessen Eingliederung in die SA, zu organisieren. Aus dem „Stahl­helm“-Führer Otto Rahn wurde 1934 ein SA-Offizier, der in einer Rede den „Willen zu unver­brüchlicher Einheit“ zwischen den Bewegungen des völkischen Nationalismus und des Natio­nalsozialismus betonte. Lange nach dem Krieg, als es wieder eine Ortsgruppe des Stahlhelms gab – jetzt als Traditionsverein für Ewiggestrige – wurde er in Anerkennung seiner Verdienste 1958 sogar noch zum „Ehren-Ortsgruppenführer“ ernannt.

Sein Engagement im Stahlhelm scheint sich vor allem aus seiner Leidenschaft für das Soldati­sche gespeist zu haben. Rahn war gerne Soldat – noch im Alter bedauerte er es, dass er nach seiner Verwundung 1917 nicht mehr zurück an die Front durfte, sondern nur noch in der Mili­tärverwaltung eingesetzt wurde. Und gleich nach dem Kriegsende 1945 sammelte er Spenden zur Versorgung entlassener Soldaten und engagierte sich für Werkstätten zur Umschulung ver­wundeter Kriegsheimkehrer, um ihnen die Rückkehr in zivile Berufe zu ermöglichen.

Um nicht missverstanden zu werden: Ich will hier keine Umbenennungsdebatte für eine kaum bekannte Schutzhütte im Hardtwald vom Zaun brechen. Das scheint mir auch gar nicht geboten. Die Beantwortung der Frage „Wer war Otto Rahn?“ zeigt vielmehr: Wer sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts öffentlich engagierte, in dessen Leben hinterließen die ideologi­schen Irrungen der Zeit allzu oft ihre Spuren – mehr oder weniger tief. Auch der „Hardtwald­vater“ war in dieser Hinsicht ein Kind seiner Zeit. Eigentlich steht es dieser kleinen Kolumne nicht zu, sich auf den großen Leopold Ranke, den Nestor der Geschichtswissenschaft, zu be­ziehen – aber es gilt immer noch, was er schon vor bald 200 Jahren im Vorwort zu einem seiner großen Bücher postulierte: „Man hat der Historie das Amt, die Vergangenheit zu richten, [...] beigemessen: So hoher Ämter unterwindet sich gegenwärtiger Versuch nicht: Er will bloß sa­gen, wie es eigentlich gewesen.“

Gregor Maier


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Mit dem Bus zum "District in China"

Gemeinsame Fahrt von drei Vereinen zum ehemaligen Oberamt Meisenheim des Landgraftums Hessen-Homburg

Gleich drei Vereine haben dazu eingeladen, geschichtsinteressierten Menschen einen Einblick in einen besonderen Teil der Historie des ehemaligen Landgraftums Hessen-Homburg zu ermöglichen. Der Förderverein Kreisarchiv des Hochtaunuskreises e. V., der Verein für Geschichte und Landeskunde Bad Homburg v. d. Höhe e. V. und der Geschichts– und Kulturkreis Oberstedten e. V. luden Mitglieder und Gäste zu einer gemeinsamen Tagesfahrt in den rheinlandpfälzischen Ort Meisenheim ein, der ohne die Ereignisse des Wiener Kongresses wohl nie in den Blick Homburgs geraten wäre.


Jahrhundertelang wehrten sich die Landgrafen von Hessen-Homburg wenig erfolgreich dagegen, nur ein halb selbständiges Anhängsel des Hauses Hessen-Darmstadt zu sein. Mit dem Wiener Kongress 1815 erhielt Hessen Homburg nicht nur die staatliche Souveränität, sondern auch noch mit der Zuteilung des linksrheinischen Oberamtes Meisenheim mehr als eine Verdoppelung von Fläche und Einwohnerzahl. Wirklich erfreut über diesen Zuwachs an Untertanen und Staatsgebiet schien Landgraf Friedrich V. Ludwig jedoch nicht gewesen zu sein. Sein überlieferter Ausspruch, er habe „nur einen District in China“ erhalten, ist kaum anders interpretierbar. Viel lieber wäre ihm natürlich ein Gebietszuwachs mit direktem Anschluss an sein bisheriges Herrschaftsgebiet gewesen, so zum Beispiel Oberursel, welches aber zu Nassau gehörte.


Mit diesem Grundwissen im Gepäck und einer Portion Neugier machte sich dann am Samstag den 08. Juni 2024 eine 50-köpfige Gruppe bei herrlichem Wetter auf die zweistündige Busfahrt – bestens organisiert von den Mitarbeitern des Kreisarchivs und kompetent moderiert von Gregor Maier, Leiter des Kulturamtes des Hochtaunuskreises - nach Meisenheim am Glan. Dort angekommen, wurden wir bereits von unseren beiden Stadtführern vor der evangelischen Schlosskirche im Schatten hoher Bäume erwartet und über erste wissenswerte Details unseres Reiseziels aufgeklärt. So erfuhren wir, dass der Name des Flusses Glan auf eine keltische Gottheit zurückzuführen ist und soviel wie „hell, klar, fließend“ bedeutet. Und der Name Meisenheim hat auch nichts mit der Meise zu tun, sondern rührt sehr wahrscheinlich von einem fränkischen Siedler namens Meiso her. Der Name „Meysinheim“ ist dann 1159 erstmals urkundlich erwähnt. Der Ort Meisenheim unterstand dem Herrschaftsbereich der Grafen von Veldenz, die auch ihren Herrschaftssitz hierher verlegten. Wegen treuer Dienste belohnte König Ludwig von Bayern das Grafengeschlecht und verlieh dem Ort 1315 die Stadtrechte, was einen politischen und wirtschaftlichen Aufstieg bedeutete. Äußerlich erkennbare Symbole waren z.B. die Stadtmauer und das Recht, Märkte abzuhalten. Im Laufe der Jahrhunderte wechselten die Herrscher, aber Meisenheim wurde niemals durch Kriege oder fremde Truppen zerstört, was sich noch heute in dem eindrucksvollen gut erhaltenen historischen Stadtbild widerspiegelt. Dass 1444 die Herzöge von Pfalz–Zweibrücken, eine Seitenlinie der Wittelsbacher, die Nachfolge der Grafen von Veldenz antraten, wird in der evangelischen Schlosskirche deutlich, in der sich die Grablege der hiesigen Wittelsbacher Linie befindet.


Damit wären wir schon beim nächsten Programmpunkt: Die imposante und weithin sichtbare evangelische Schlosskirche wurde 1504 vollendet und gilt als das Wahrzeichen von Meisenheim. Durch die Kirche führte uns Pfarrer Mayer und lenkte die Blicke der staunenden Gruppe auf die baulichen und sakralen Besonderheiten des Gotteshauses. Beispielhaft seien hier genannt die markante, aus einem riesigen Eichenblock geschnitzte Kanzel des Meisenheimer Künstlers und Schreiners Schmidt, die sieben leuchtend farbigen Chorfenster, die bei einer Renovierung Mitte der 1960er Jahre neu gestaltet wurden, und natürlich die aufwändig gestaltete Grablege der Schlossherren, deren Ausgestaltung noch heute den Machtanspruch der hier Begrabenen erahnen lässt. Der nächste Programmpunkt führte uns von der Kirche in die Stadt zum ehemaligen Amtssitz und Wohnhaus des hier eingesetzten homburgischen Oberamtmannes Johann Georg Martin Reinhardt. Besonders beliebt soll er in Meisenheim nicht gewesen sein. Trotzdem konnte er sein Amt viele Jahre ausüben und wurde nach 1866 sogar als Landrat in preußische Dienste übernommen. Wir hatten die Möglichkeit, aufgrund der freundlichen Erlaubnis des heutigen Eigentümers, einen Blick in Garten und Treppenhaus des repräsentativen Gebäudes zu werfen. Direkt unterhalb der Schlosskirche steht das 1497 von den Johannitern erbaute „Gelbe Haus“, welches als eines der ältesten Fachwerkbauten der Stadt gilt und der Unterbringung der Ordensbrüder diente. Später wurde hier die herrschaftliche Landschreiberei untergebracht, und danach diente es als Zweibrücker Amtshaus. Nur wenige Meter weiter stehen wir vor einem weiteren imposanten Gebäude: dem 1508 erbauten spätgotischen Meisenheimer Rathaus. Das straßenseitig dreibogig gestaltete Erdgeschoss wurde ursprünglich als Markthalle genutzt. In den Obergeschossen befand sich die Ratsstube und eine Wirtschaft. Heute finden in dieser Halle Ausstellungen statt, die Ratsstube dient als Sitzungssaal. Weiter führte uns der Weg zum Marktplatz und der Markthalle, einem langgezogenen, zweigeschossigen, auf Säulen stehenden Fachwerkgebäude aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Mit der Verleihung der Stadtrechte hatte Meisenheim auch das Recht, verschiedene Märkte abzuhalten. Da es aber verboten war, die Waren in Privathäusern oder in den Gassen anzubieten, mussten alle zum Verkauf stehenden Güter auf dem Marktplatz gestapelt werden. Wertvollere Waren wurden in der offenen Markthalle feilgeboten. Unser Weg führt weiter am Untertor vorbei, dem einzigen noch erhaltenen Stadttor. Der Blick durch den Torbogen aus der Stadt heraus eröffnet die Sicht auf die nahe Brücke über den Glan. Neben der Brücke erinnert ein großer Stein mit den Grenzzeichen der Königreiche Bayern und Preußen daran, dass nach 1867 der Fluss bayerisch–preußische Grenze war. Auch eine alte hessen-homburgische Grenzsäule steht nicht weit von hier. Und wer einen Blick auf die am Untertor angebrachte Hochwasserskala wirft, stellt fest, dass das Thema Hochwasser nicht nur ein aktuelles Problem ist. Bereits 1784 wurde hier ein Hochwasserstand von ca. drei Metern über Straßenniveau verzeichnet. Die Erdgeschosse der Häuser dürften damals also komplett überschwemmt gewesen sein.


Mit viel Wissen und Gesprächsstoff versehen, wurden wir nun von unseren Stadtführern in die wohlverdiente Mittagspause entlassen. Im urigen Hof des Gasthauses „Bierengel“ war aufgrund komfortabler Zeitplanung ausgiebig Gelegenheit für ein deftiges Mittagsmahl und angeregte Gespräche.


Nach der Mittagspause führte uns ein kurzer Fußweg zu der ehemaligen Meisenheimer Synagoge, unserem letzten Programmpunkt des Tages. Die ehemalige Synagoge ist eine der größten und am besten erhaltenen Synagogen der Region und wurde 1864-66 von der örtlichen jüdischen Gemeinde erbaut, übrigens zeitgleich mit dem Bau der Homburger Synagoge. Als Vorbild für den Bau diente die Frankfurter Hauptsynagoge. Die Baukosten beliefen sich auf 15.200 Gulden. Der Landgraf von Hessen-Homburg unterstützte den Bau mit 500 Gulden. Damals lebten 198 jüdische Bürger in Meisenheim. Im Jahr 1933 sind noch 13 jüdische Familien nachgewiesen. Die letzte jüdische Beerdigung fand 1938 auf dem jüdischen Friedhof statt. 1941 wurden die Krönungen der beiden Türme an der Frontseite der Synagoge entfernt. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurde die Synagoge zwar auch geplündert und die Inneneinrichtungen zerstört. Vom Schicksal des Niederbrennens durch die Nazis blieb sie jedoch verschont, da sich in unmittelbarer Nachbarschaft das Heim der örtlichen SA befand und die Täter ein Übergreifen des Feuers auf dieses Gebäude befürchteten. Bis 1945 wurden alle jüdischen Bewohner Meisenheims verschleppt und in den Vernichtungslagern, teilweise im besetzten Frankreich, ermordet. Ein einziger früherer jüdischer Bürger überlebte das Martyrium und kehrte nach dem Krieg nach Meisenheim zurück. Ihm wurde die Synagoge übereignet. Jedoch gab es keine jüdische Gemeinde mehr, jüdische Gottesdienste konnten nicht mehr abgehalten werden, da hierzu mindestens zehn Männer erforderlich sind. So nutzte er das Gebäude als Lagerhaus für Getreide und Futtermittel. Nachdem 1982 das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt wurde, erwarb der eigens dazu gegründete „Träger- und Förderverein Synagoge Meisenheim“ 1986 das Gebäude und entwickelte es zu einem „Haus der Begegnung“ für Konzerte und Vorträge. Im Erdgeschoss findet man auch eine Dauerausstellung zur Geschichte des Judentums im Naheland sowie eine jüdische Bibliothek. Als besonders ausdrucksstark sei abschließend noch ein Glasgemälde der israelischen Künstlerin Ruth van de Garde Tichauer an der Ostwand des Synagogensaals erwähnt, welches mit den zwölf Stämmen Israels, dem Engel mit dem Horn, der Sonne und der Stadt Jerusalem eine religiöse Thematik darstellt. Um viele - auch nachdenkliche - Erkenntnisse reicher verließ unsere Reisegruppe die ehemalige Synagoge.


Es blieb noch Zeit für einen letzten individuellen Rundgang durch das charmante Städtchen Meisenheim, bevor sich die Gruppe wieder am Bus sammelte und die Heimfahrt antrat.


Abschließend bleibt nur noch, allen mit der Planung und Organisation befassten Personen ganz herzlich für den schönen und erlebnisreichen Tag zu danken.


Bericht: Jürgen Friedrichs, Fotos: Jürgen Friedrichs/Horst Eufinger (Geschichts- und Kulturkreis Oberstedten)


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Ehrenbrief für Karl Grutschnig

von links nach rechts: Landrat Ulrich Krebs, Karl Grutschnig, Gregor Maier (Vereinsvorsitzender)

Im Rahmen der Jahreshauptversammlung unseres Vereins am 21. Mai 2024 zeichnete Landrat Ulrich Krebs unseren langjährigen Schatzmeister Karl Grutschnig zur Würdigung seines herausragenden Engagements mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen aus. Karl Grutschnig war von 2015 bis 2024 Schatzmeister des Vereins für Geschichte und Landeskunde Bad Homburg v. d. Höhe; in seine Amtszeit fielen sowohl die schwierigen Corona-Jahre als auch ein Wechsel im Vereinsvorsitz. Gregor Maier als Vorsitzender würdigte die Arbeit von Karl Grutschnig als "Anker der Stabilität" im Verein; Landrat Krebs betonte, wie wichtig Vorbilder sind, wenn es um bürgerschaftliches Engagement und damit gelebte Demokratie geht.

Als Nachfolger von Karl Grutschnig, der aus persönlichen Gründen nicht mehr für eine Wiederwahl zur Verfügung stand, wählte die Mitgliederversammlung Wolfram Gerecht; Gregor Maier und Richard Hackenberg als Vorsitzender und stellvertretender Vorsitzender wurden in ihren Ämtern bestätigt.

Neben dem Rückblick und der Rechenschaft für das vergangene Vereinsjahr wurde bei der Jahreshauptversammlung auch das neue Vortragsprogramm 2024/25 vorgestellt, das mit neuen Vorträgen von der Altsteinzeit bis in die Zeitgeschichte ein breites Spektrum stadt-, landes- und regionalgeschichtlicher Themen abdeckt. Das gesamte Vortragsprogramm gibt es hier zum Herunterladen:

Vortragsprogramm 2024/25 (pdf)

Hier berichtet die Presse:


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Vom Gipfelkreuz zur Nordbahn - Ein Berg mit viel Geschichte(n)

Faktenreiche historische Führung über das Feldbergplateau

v.l.n.r: Immer wieder lenkte Karl Breitung vom Geschichtsverein Reifenberg die Blicke der rund 60 Teilnehmer des Rundgangs über das Feldbergplateau in die Höhe. Schließlich spielen die Türme in der Geschichte des Großen Feldbergs eine wichtige Rolle, die die gemeinsame Veranstaltung der Geschichtsvereine Bad Homburg und Oberstedten zum Gegenstand hatte. Seine Kollegin Susanne Eckermann unterstützte die Führung durch großformatige historische Fotos, hier von der Einweihung des Taunusklubturms im Jahr 1902. Unterhalb des Sendeturms lassen sich noch Reste der in der NS-Zeit in den Berg gesprengten großen Sportfläche besichtigen. (Fotos: Markus Schmidt; 3.v.l.: Ulrike Förder)


Bei bestem Gipfelwetter führten am Samstag, dem 27.4.2024, Karl Breitung und Susanne Eckermann vom Geschichtsverein Reifenberg rund 60 Teilnehmer einer Exkursion des Vereins für Geschichte und Landeskunde Bad Homburg und des Geschichts- und Kulturkreises Oberstedten ungemein faktensicher über das weite Plateau des Großen Feldbergs. Hinzu kam noch eine Wandergruppe des Stadtarchivs Bad Homburg, die den Gipfel vom Gotischen Haus aus erklommen hatte. An mehreren Stationen informierten die beiden Experten die Besucher über die vielseitige Geschichte des Berges und gingen dabei auf die Bereiche Geologie, Bauten, Technik, Verkehr, Kultur, Sport und Politik ein.


Der Gipfel und die Gipfelstürmer

Das Gipfelkreuz von 2011 leitet die Besucher mittels eines QR-Code zu einer 80-seitigen Broschüre über die Geschichte des Berges. Wer will, kann sich auch heute noch (eine Tradition seit 1851) ins Gipfelbuch eintragen. Vor 300-400 Millionen Jahren entstanden, ist der Berg die höchste Erhebung des Rheinischen Schiefergebirges, 1850 erstmals geologisch untersucht, und zwar von Friedrich Rolle (Homburg). Seit der Frühen Neuzeit wurde er von viel Prominenz bestiegen, so 1525 von Erasmus Alberus, 1732 von Johann Senckenberg, 1763 von Goethe, ab 1780 auch von vielen Romantikern. Um 1800 war der Gipfel noch kahl, nur von Gras, Moos, Büschen und Gestrüpp besiedelt. 1878 versuchte man hier, Alpenpflanzen anzusiedeln, was bis 1937 in einem Versuchsgarten auf dem Kleinen Feldberg fortgesetzt wurde. 1879 unterschied man erstmals sprachlich zwischen „Großem“ und „Kleinem“ Feldberg, erläuterte Breitung. Hinauf zum Gipfel kam man zunächst nur auf Trampelpfaden. Ab 1815 aber wurden planmäßig Schneisen und Wege angelegt, um 1871 die „Kanonenstraße“ projektiert. In den 20er und 30er Jahren wurden die Wege mittels Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen ausgebaut. Die Idee einer Art „Rigi-Bahn“ (1874) zerschlug sich aber.


Höhe und Herrschaft

Die amtlich vermessene Höhe des Großen Feldbergs beträgt 880,97 m (einschließlich der Erdaufschüttung von 2020 infolge des Baus der Busschleife). Das Plateau gehörte ab dem 14. Jahrhundert (damals Teil der Hohe Mark) sehr vielen Herrschaftsgebieten an, seit 1887 auch mit Niederreifenberg zum Kreis Usingen, dann zum Main-Taunus-Kreis und kam schließlich bei der Gebietsreform von 1972 mit Schmitten zum Hochtaunuskreis.

 

Die ersten Gebäude und der Turm des Taunusklubs

1860 entstand das alte Feldberghaus (1936 abgerissen). Zur Einweihung mit 2000 Teilnehmern sprach der Initiator August Ravenstein, der Frankfurter Turnvater. „Dem Wanderer zum Schutz, den Stürmen zum Trutz“ stand auf einer Tafel am Eingang. 1896 und 1887 kamen die Gasthäuser „Sturm“ (seit 1900 mit seitlichem Kapellentrakt) und „Walküre“ mit den Wirtsleuten Sturm und Ungeheuer hinzu. Diese Wirte hatten, so Breitung, keine Scheu, auch prominente Gäste wie General von Moltke und Prinz Edward von Wales so streng wie alle anderen zu behandeln. 1881 komplettierten eine Poststelle und eine Telefonleitung das Ensemble. Bis 1894 gab es hier einige Jahre sogar ein Fotografiehäuschen, Europas höchstgelegenstes Fotolabor. Des Weiteren entstand seit 1934 eine Hütte des Ski-Clubs Taunus.

1902 wurde der Turm des Taunusklubs, ein lang gehegter Wunsch des 1868 gegründeten Vereins, in Anwesenheit des Frankfurter Oberbürgermeisters Adickes eingeweiht. Mit Unterstützung von Kaiserin Friedrich und Kaiser Wilhelm II. wurde der Bau genehmigt. Der Turm hatte aber wenig Fortune, wusste Breitung zu berichten, denn bald nach der Errichtung schlugen mehrmals Blitze ein, und am 2.12.1943 raste bei dichtem Nebel ein Flugzeug in den Turm und explodierte (14 Tote und ein Schwerverletzter), und das, obwohl seit 1932 dort ein Leuchtfeuer installiert worden war. Nach dem 1. Weltkrieg hatten zudem französische Soldaten bis 1924 den Turm besetzt. Ab 1933 wehte hier das Hakenkreuz.

1947 räumte der Taunusklub die Trümmer fort, und der 1948 gegründete Hessische Rundfunk baute den Turm wieder auf und errichtete einen 53 m hohen Sendemast für UKW, der 1960 für Radio und TV auf

80 m erhöht wurde. Der Taunusklub kann seitdem parallel den Turm für seine Aktivitäten nutzen.

Wegen der Umstellung auf das digitale Verfahren wurde später ein neuer 116 m hoher Mast neben dem Taunusklub-Turm errichtet.

 

Technikstandort Großer Feldberg

Schon ab 1935 wurden aus Berlin geeignete Funkstandorte gesucht, dabei sei auch der Große Feldberg in den Blick geraten. Für die eingesetzte UKW-Technik mit einer Reichweite von 80-100 km erwies sich dieser als sehr günstig gelegen. So kaufte sich die Oberpostdirektion Frankfurt auf dem Berg ein, riss das alte Feldberghaus und das Haus Walküre ab und begann 1937 mit dem Bau des 56 m hohen Fernmeldeturms (Architekt: Hans Soeder, Bauhaus-Schule; Material: Mammolshainer Bruchstein und Lärchenholz). Am

1. Juli 1940 war dieser sendebereit, ging aber nie in regulären Betrieb, da er sogleich von der Luftwaffe beschlagnahmt wurde. 1944 wurden dort eine Flak und ein Störsender installiert. Deswegen griffen am 2.3.1945 16 amerikanische Jagdbomber an und zerstörten den Turm und anliegende Gebäude, nicht aber den Störsender. Nur 5 Untergeschosse blieben erhalten. „Der Turm wurde abrasiert.“

Der „Stummel“ wurde nach dem Krieg kurzzeitig von der US-Army als Funkstation genutzt und dann ab 1949 von der Deutschen Post für drahtlose Telefonie wiederaufgebaut. Der achteckige Aufbau beinhaltete die größte Dezimeterstation in Deutschland. Ab 1952 gingen hier NWDR und 1953 die ARD mit der TV-Übertragung der Krönung von Elisabeth II. auf Sendung. 1963 kam das ZDF hinzu. Bis zu 50 Mitarbeiter sorgten nun auf dem Feldberg für Telefon, Funk, Fernsehen und Rundfunk. 1991 übernahm die Telekom, 2007 wurde das analoge Fernsehen eingestellt, 2012 ging der Turm an die Deutsche Funkturm GmbH. Seit 2004 werden Rundfunk und Fernsehen durch die neuen Sendemasten des HR digital übertragen, veraltete Sendeanlagen wurden abgebaut. Der historische Sendekomplex samt innerer „Ehrenhalle“ wurde 1987 unter Denkmalschutz gestellt.

Der Feldberg eignete sich auch hervorragend für das Triangulationsverfahren, mit dem seit 1700 Entfernungen und Gebiete vermessen wurden. Eine Gedenktafel auf dem Plateau erinnert seit 1968 daran, dass der Trigo-Punkt „Grosser Feldberg“ (Messpfeiler von 1867) einst das Zentrum der Europäischen Gradmessung war.


Viel Betrieb auf dem Feldberg

Schon im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Große Feldberg, vor allem das Plateau, zu einem beliebten Ausflugsziel und ist bis heute ein beliebtes Ziel für Wanderer, Rad- und Motorradfahrer und andere Ausflügler. 1926 besuchten bereits 21.000 Wanderer den Feldberg. Viele Wettbewerbe endeten hier, erläuterte Breitung, so 1909 ein erster Geher-Wettbewerb und 1942 das erste Berg-Radrennen. Hier wurden die Sieger geehrt, so auch 1934 und 1935 beim Feldbergrennen für Motorräder, das von Oberursel bis zum Sandplacken verlief – mit 50.000 Zuschauern an der Strecke. Schon 1899 kam mit Heinrich Opel das erste Auto auf den Feldberg, die nächsten fünf Autos dann 1901 zur Grundsteinlegung des Taunusklubturms. Am 30.6.1930 seien zur „Befreiungsfeier“ (vorzeitiges Ende der Rheinlandbesetzung) 3000 Autos und 30.000-50.000 Menschen gezählt worden. „Der ganze Gipfel war ein Parkplatz.“ Von 1951-1961 gab es sogar eine Tankstelle auf dem Feldberg. Heute sind die Autos weitgehend vom Plateau verbannt. Auch Flugzeuge landeten 1931 auf dem Feldberg, um den Wronkerpreis zu erringen.  

 

Der Brunhildisfelsen

Die Führung streifte auch den sagenumwobenen „Brunhildisfelsen“, an dem (einer von mehreren Erzählungen nach) Siegfried die schlafende Brunhilde geweckt haben soll. 1043 wurde der Quarzitfelsen erstmals als Grenzmarke des (Schloss-)Borner Sprengels erwähnt. Hier fand 1814 mit E.M. Arndt die große Gedächtnisfeier zum Sieg über Napoleon (1813: Völkerschlacht bei Leipzig) statt, bei der u.a. Pfarrer Georg Ludwig Müller aus Oberstedten als Redner auftrat. Arndt selbst sprach vom Felsen aus den „Feuerspruch“. Im Freudenfeuer wurden auch französische Schriften verbrannt. Bei der Besichtigung nutzte Petra Breitkreuz, die Leiterin des Frankfurter Stoltze-Museums, den Genius Loci, um ein Feldberg-Gedicht von Friedrich Stoltze (1816-1891) zum Besten zu geben. Dieser preist darin mit nationaler Inbrunst den weiten Blick vom Feldberg („als ob der Taunus eine Insel wäre“) in die deutschen Lande.

Am Felsen fanden auch Gottesdienste statt, und 1926 war dort die Aufführung eines „Freilichtspiels“ namens „Nibelungentreue“ geplant. Diese wurde aber von der britischen Besatzung wegen des darin enthaltenen „Deutschlandliedes“ untersagt. 1934 erfolgte stattdessen vor Ort die Aufführung des Stücks „Völsungenhorn“ des Friedberger Dichters Wilhelm Philipps. 

v.l.n.r: Foto der Laufbahn am Feldberg von 1928. Der 1943 durch ein Flugzeug zerstörte Turm des Taunusklubs. Die Tankstelle (1951-1963). Reste der Sommerski-Kunststoffbahn (1972-1974) (Fotos: Sammlung Familie Eckermann)


Sport und Spiele am Feldberg

Am Hang beim Felsen fand bis 1933 das Feldbergfest, älteste Bergturnfest im deutschsprachigen Raum, mit Laufwettbewerben und Ballspiel statt. 1844 hatte Ravenstein das erste Feldbergfest mit 6000 Teilnehmern initiiert. Vom ehemaligen Turnplatz (Philipp-Röbig-Platz) aus hat man einen weiten Blick in Richtung Niederreifenberg und wähnt sich „über den Wolken“. 1933 wurde ein Teil des Hügels gesprengt und das traditionelle Sportplatzgelände abgetragen. Stattdessen diente der „höchstgelegene Turnplatz Deutschland“ ab 1934 dem NS-Regime für Kundgebungen und propagandistische Großereignisse.

Auch Skibetrieb gab es auf dem Großen Feldberg, von 1910-1953 sogar mit einer Sprungschanze des Skiclubs Taunus. Wegen zu weiter Sprünge musste die Schanze stillgelegt werden. Von 1904-1926 betrieb die „Nordbahn“ eine Rodelbahn. 1969 kam der Schlepplift der Nordbahnlift GmbH hinzu, an dem sich der Kreis mit 300.000 DM beteiligte (1988 durch Brand zerstört). Von 1972-1974 existierte zudem ein Sommerski-Hang mit Kunststoffpiste, deren Reste noch zu entdecken sind, aus heutiger Sicht eine Kuriosität.


Die Bergwacht und der Falkenhof

Dass die Bergwacht (1925 im Taunus gegründet) seit 1942 auf dem Feldberg residiert, seit 1959 mit fester Hütte, ist nicht zuletzt darin begründet, dass der Feldberg wegen der vielen sportlichen Aktivitäten einen Unfallschwerpunkt darstellt.

Ein besonderer Anziehungspunkt am Plateau ist seit 1965 nicht zuletzt der „Falkenhof“, die älteste Vogelaufzuchtstation in Hessen. Falken, Habichte, Bussarde, Adler u.a. Greifvögel ziehen jährliche viele Tausend Besucher an.


Am Ende langte die geführte Gruppe, um viel Wissen reicher geworden, wieder am Gipfelkreuz an.Gregor Maier bedankte sich im Namen der beteiligten Geschichtsvereine und des Kreisarchivs herzlich für die sachkundige und engagierte Führung mit vielen interessanten Details. Viel Applaus gab es auch von den rundum zufriedenen Gipfelbesuchern.


Bericht: Jutta Niesel-Heinrichs, Geschichts- und Kulturkreis Oberstedten e. V.


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Bilder von Martha Woelcke in neuem Glanz

Gemälde aus Schenkung wurden restauriert +++ Spendenkampagne des Vereins für Geschichte und Landeskunde Bad Homburg +++ Oberbürgermeister von Initiative begeistert

Museumsleiterin Dr. Ursula Grzechca-Mohr, Woelcke-Expertin Ismene Deter, Restauratorin Susanne Silbernagel, Oberbürgermeister Alexander Hetjes und Vereinsvorsitzender Gregor Maier (v. l. n. r.) bei der Präsenation der restaurierten Gemälde von Martha Woelcke. (Foto: Stadt Bad Homburg)

Zwei Blumenstillleben der im November 1944 in Auschwitz ermordeten Künstlerin Martha Woelcke (1884–1944, geb. Goldschmidt, gesch. Ravenstein) in der Sammlung des Städtischen historischen Museums Bad Homburg erstrahlen in neuem Glanz. Die Gemälde „Blumenstilleben mit Blick auf See“ und der „Fingerhut“ hatte das Museum 2019 als Schenkung von Manfred Stocker aus München, aus dem Nachlass seiner Eltern, erhalten.


In den vergangenen Monaten wurden beide Gemälde nun aufwendig restauriert und zum Teil neu gerahmt, so dass sie künftig im Museum präsentiert werden können. Damit ermöglicht sich auch ein Blick in die Zeit der 1920er Jahre in Dornholzhausen, als das Malerehepaar Woelcke hier lebte und künstlerisch wirkte.


Möglich wurde die Restaurierung durch eine vom Verein für Geschichte und Landeskunde Bad Homburg v. d. Höhe aufgelegte Spendenkampagne. Darüber war es dem Verein gelungen, dem Museum einen Betrag in Höhe von 2.233,20 Euro zur Verfügung zu stellen. Der Betrag wurde überwiegend über die Crowdfunding-Plattform „Taunacrowd“ der Stadtwerke Bad Homburg und Oberursel eingeworben. Jetzt konnten sich die Spenderinnen und Spender bei einer Veranstaltung in der Villa Wertheimber ein Bild vom Ergebnis des Projektes machen.


Museumsleiterin Dr. Ursula Grzechca-Mohr präsentierte die beiden Gemälde und erläuterte deren Bedeutung innerhalb des Sammlungskonzeptes. Ismene Deter, die intensiv die Biographie von Martha Woelcke erforscht hat, berichtete bei dieser Gelegenheit über den aktuellen Kenntnisstand zu Leben und Werk der Künstlerin, von der aufgrund ihrer Verfolgung und Ermordung nur wenig erhalten ist. Die Restauratorin Susanne Silbernagel erläuterte zunächst die vorgenommenen Restaurierungsmaßnahmen. Die Leinwände mussten an vielen Stellen grundiert und in der Oberfläche derart geschlossen werden, dass keine störenden Unterbrechungen mehr sichtbar waren. Die Oberflächen wurden gereinigt, wodurch ein frisches und ursprüngliches Kolorit zum Vorschein kam. Anschließend suchte Stephanie Forbach nach einer zeitgemäßen Bilderleiste für das Gemälde „Fingerhut“, das bislang lediglich eine glänzende „Not-Leiste“ umrahmt hatte.


Oberbürgermeister Alexander Hetjes nutzte die Gelegenheit, sich bei allen Spenderinnen und Spendern zu bedanken: „Es ist großartig, dass Kunst und Kultur in unserer Stadt von so großem bürgerschaftlichem Engagement mitgetragen werden. Besonders danke ich dem Verein für Geschichte und Landeskunde für die Initiative zu dieser Spendenaktion.“ Der Vorsitzende des Vereins, Gregor Maier, betonte: „Das Crowdfunding-Projekt war Neuland für unseren Verein ebenso wie für das Museum. Wir waren selbst überrascht über die große Resonanz, die es gefunden hat. Schon nach kurzer Zeit haben insgesamt 34 Spenderinnen und Spender mit größeren und kleineren Beträgen das Projekt zum Erfolg geführt.“


Auch die Leiterin des städtischen Fachbereich Kultur und Bildung, Dr. Bettina Gentzcke, ist von dem bürgerschaftlichen Engagement begeistert: „Eine tolle Idee des Geschichtsvereins. Meines Wissens war das das erste Mal, dass eine unserer städtischen Kulturinstitutionen über den Weg des Crowdfundings gefördert wurde. Die Stadt würde sich natürlich freuen, wenn es noch häufiger zu solchen Initiativen käme.“ (Pressemitteilung der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe)

Hier berichtet die Presse:


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